M74 Dīghanakha Sutta - An Dīghanakha

Ort: bei Rājagaha auf dem Geiersberg, in der Wildschwein-Höhle
Wer: der Buddha
An wen: Wanderasket Dīghanakha

Dīghanakha erklärt dem Buddha gegenüber, dass er der Ansicht ist: „Für mich ist nichts annehmbar“. Der Buddha weist Dīghanakha darauf hin, dass eben diese Ansicht auch eine Ansicht ist und erklärt ihm, warum es heilsam ist, jegliche Ansicht zu überwinden und lehrt ihn die Betrachtung des Körpers und der Gefühle.

Es gibt drei Arten von Lehrmeinungen und Ansichten:

1) „Für mich ist alles annehmbar“: diese Ansicht ist nahe der Begierde, nahe dem Gefesseltsein, nahe dem Ergötzen, nahe dem Festhalten, nahe dem Anhaften.

2) „Für mich ist nichts annehmbar“: diese Ansicht ist nahe der Nicht-Begierde, nahe dem Nicht-Gefesseltsein, nahe dem Nicht-Ergötzen, nahe dem Nicht-Festhalten, nahe dem Nicht-Anhaften.

3) „Einiges ist für mich annehmbar, einiges ist für mich nicht annehmbar“: Hier trifft sowohl das unter 1) genannte als auch das unter 2) genannte zu.

Wenn man eine dieser drei Ansichten annimmt und stur daran festhält, dann wird man mit denjenigen, die die anderen Ansichten annehmen, unweigerlich in Meinungsverschiedenheiten, Streitgespräche, Zank und Verdruß geraten. Ein Weiser, der dies vorhersieht und sich nicht in Streitgespräche, Zank und Verdruß begeben möchte, überwindet seine Ansicht und nimmt keine andere Ansicht an. Auf diese Weise kommt das Überwinden und Aufgeben von Ansichten zustande.

Am Beispiel der Betrachtung von Körper (rūpa) und Gefühl (vedanā) zeigt der Buddha, wie das Aufgeben von Gier und Ansicht erreicht wird.

Dieser Körper, der aus materieller Form besteht, zusammengesetzt aus den vier großen Elementen, ist der Vergänglichkeit, der Abnutzung, der Auflösung und dem Verfall unterworfen. Deshalb sollte er als vergänglich, als leidhaft und als Nicht-Selbst betrachtet werden. Wenn man auf diese Weise den Körper der Wirklichkeit gemäß betrachtet, dann überwindet man die Gier nach dem Körper und die Abhängigkeit von dem Körper.

Es gibt drei Arten von Gefühl: angenehmes Gefühl, unangenehmes Gefühl, weder-unangenehmes-noch-angenehmes-Gefühl. Zu einem bestimmten Zeitpunkt kann man jeweils nur eine dieser drei Arten von Gefühl empfinden. Alle drei Arten von Gefühl sind vergänglich, gestaltet, bedingt entstanden, der Vernichtung, dem Verschwinden, dem Verblassen und dem Aufhören unterworfen. Wenn man dies der Wirklichkeit gemäß sieht, wird man den drei Arten von Gefühl gegenüber ernüchtert und begierdelos und der Geist ist befreit.

Ein Arahant, dessen Geist so befreit ist, verbündet sich mit niemandem und er streitet sich mit niemandem. Im Gespräch mit Menschen benutzt er zwar konventionelle Begriffe, aber er selber haftet nicht mehr daran an.

Der Ehrw. Sariputta, der bei diesem Gespräch hinter dem Buddha steht und ihm Luft zufächelt, verinnerlicht und durchschaut diese Belehrung und wird zum Arahant. Dīghanakha erlangt mithilfe der Darlegungen des Buddha den Stromeintritt.

Übungs-Vorschlag:
Gerate ich in Streit, wenn jemand eine andere Ansicht hat?